Innovationen im Behindertenbereich durch gemeinsame Ideen

Gemeinsam mit anderen Ideen zur Verbesserung des Alltags von Menschen mit Behinderungen generieren. Das ist das Ziel von Innovation Booster Technology and Special Needs. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure wurde ein Modell geschaffen, mit dessen Hilfe insbesondere Menschen mit Sehbehinderung die Nutzung moderner Kochfelder erleichtert werden soll.

Die heute bekannten Glaskeramik- oder Induktionskochfelder können zwar hilfreich sein, sind aber nicht für jeden geeignet. Tatsächlich kommen Menschen mit Sehbehinderung nur schwer damit zurecht. «Bereits das Finden der Taste erweist sich als schwer. Drückt man dann auf eine der Taste, kann am erzeugten Piepton nicht erkannt werden, was passiert ist. Während des Kochens lassen sich zudem weder die Kochstufe noch die Hitzeentwicklung der Platten überprüfen», erklärt Luciano Butera, Leiter der Abteilung Technologie und Innovation beim Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV).

Diese Schwierigkeit war Ideengeber für den SBV. «Wir sind ständig auf der Suche nach technischen Innovationen, die sehbehinderten Nutzern im Alltag helfen. Wir glauben, dass diese Lösungen in einer gemeinsamen Initiative besser entwickelt werden», erklärt Luciano Butera. In Partnerschaft mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Künste Luzern (HSLU) hat der Verband im Jahr 2021 beispielsweise an eine Ausschreibung von Innovation Booster Technology and Special Needs teilgenommen, um ein System zu entwickeln, das sehbehinderte Menschen ermöglichen soll, problemlos zu kochen.

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Von Diskussionen zu konkreten Innovationen
Dank der durchgeführten Forschungen und Kooperationen konnte ein Gerät entwickelt werden, das den Nutzern intuitiv das notwendige taktile Feedback gibt. «Das Gerät wird am Kochfeld befestigt und ersetzt die berührungsempfindlichen Bedienelemente durch ein Bedienfeld, das aus herkömmlichen Bedienelementen wie Zifferblättern, Knöpfen und Tasten besteht», erklärt Silvan Roth, Forscher und Designer sowie ehemaliger HSLU-Student. Das Gerät ist modular aufgebaut und ist auf möglichst vielen verschiedenen Kochfeldmodellen eingesetzt werden, je nach den spezifischen Bedürfnissen des Benutzers. Es kann auch für Menschen mit Gelenkproblemen, motorischen Behinderungen oder kognitiven Beeinträchtigungen konfiguriert werden.

Derzeit wird ein Partner aus der Industrie gesucht, damit dieses System in grossem Massstab entwickelt und an andere Situationen angepasst werden kann. «Diese Technologie ist nicht auf Hilfsanwendungen beschränkt. Dazu gehören zum Beispiel Geräte in Umgebungen mit viel Staub, Wasser oder schlechte Lichtverhältnissen, sodass die Arbeiter Schutzausrüstungen wie Handschuhe tragen müssen, was die Bedienung eines Touchscreens erschwert. Weitere Beispiele sind komplexe Präzisionsmaschinen, die sowohl eine Feinabstimmung als auch Aufmerksamkeit für die Bewegungen erfordern, wie z. B. bei chirurgischen Geräten, Fahrzeugsteuerständen oder CNC-Werkzeugmaschine», erklärt Silvan Roth.

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Verschiedene Akteure zusammenbringen und neue Ideen fördern
Das Ziel von Innovation Booster Technology and Special Needs ist es, die Entwicklung von innovativen Projekten im Behindertenbereich in der Schweiz zu fördern. In Workshops zur Bedarfsermittlung denken Menschen, die mit einer Behinderung leben, über ihre tatsächlichen Bedürfnisse nach, tauschen sich mit anderen Teilnehmenden aus und legen gemeinsam Prioritäten fest. Anschliessend können sich die Teilnehmenden in Ideation-Workshops mit anderen Menschen treffen, die sich für das Thema interessieren und gemeinsam Lösungen entwickeln wollen. «Dank der partizipativen Prozesse können die Endnutzer - hauptsächlich Menschen mit Behinderungen, aber auch pflegende Angehörige oder Betreuende, Teil des Konzeptions-, Entwicklungs- und Evaluierungsprozesses der Projekte werden», erklärt Noémie Moulin, Projektkoordinatorin von Innovation Booster Technology and Special Needs. Nach zwei Jahren wurden in diesem Bereich bereits mehr als 30 Ideen gefördert.

Auch in vielen anderen Bereichen sind Ideen entstanden. Innosuisse fördert derzeit 18 Innovation Booster in so unterschiedlichen Themenbereichen wie Sport, Foodtech, Robotik oder Energie. Mit diesem Programm soll der Austausch und die gemeinsame Umsetzung radikaler Ideen zwischen Akteuren erleichtert werden, die sich sonst vielleicht nicht begegnen würden. «Die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit erfordern, dass Menschen aus dem Unternehmertum, der Forschung und der Öffentlichkeit zusammenarbeiten und versuchen, neue, praktikable, umsetzbare und wünschenswerte Lösungen zu entwickeln», erklärt Emile Dupont, Leiter für Transfer und Wissen bei Innosuisse.

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Letzte Änderung 13.12.2022

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Noémie Moulin, Projektkoordinatorin von Innovation Booster Technology and Special Needs, Silvan Roth, Forscher und Designer sowie ehemaliger HSLU-Student und Luciano Butera, Leiter der Abteilung Technologie und Innovation beim Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband

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