Bewegte Schule – eine innovative Initiative, die in der Schweiz getestet wurde

Das Projekt «Netzwelten – Learning in moving», das sich mit der Frage beschäftigt, wie Kinder in Bewegung lernen, hinterfragt die traditionellen Unterrichtsmethoden und die statische Sitzhaltung. Das von Innosuisse unterstützte Projekt veranschaulicht die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Behörden und Bildungseinrichtungen im Bereich der Sozialwissenschaften und ebnet den Weg für potenziell innovative Lernmethoden.

Heute ist die Bedeutung der Bewegung im Alltag und ihr gesundheitlicher Nutzen anerkannt. Diese Erkenntnis hat sich auch im Bildungsbereich durchgesetzt. Im Rahmen des 2021 initiierten Projekts Netzwelten wurde das Konzept der bewegten Schule zwei Jahre lang in zwei Primarschulen getestet. In den Schulen von Allschwil (BL) und Lichtensteig (SG) wurden begehbare Netze gespannt und runde Tische mit Netzelementen installiert, die den Sicherheitsstandards entsprechen. Dieses Mobiliar wurde von Jakob Rope System und Novex AG in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule der FHNW entwickelt*. Die neue Lernumgebung sollte einen aktiven und dynamischen Unterricht fördern.

Innovationen in der Schule?
Innovationen im Bildungsbereich mögen auf den ersten Blick untypisch erscheinen, weil sie wenig Berührungspunkte mit den üblichen technologischen Neuerungen aufweisen. Dieses Projekt beweist jedoch das Gegenteil. «Schule und Unterricht sind ebenso wie die Gesellschaft einem ständigen Wandel unterworfen», bestätigt Karin Manz, Professorin für Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsforschung an der FHNW. Ein Wandel, der eine Antwort auf bestimmte Herausforderungen erfordert. «Die pädagogischen Herausforderungen der meisten Schulen hängen mit dem Platzmangel zusammen. Eine moderne Schule braucht Mehrzweck- und Gruppenräume, um den besonderen Bedürfnissen jedes einzelnen Schülers gerecht zu werden», erklärt Mathias Müller, Projektumsetzungspartner der Schule in Lichtensteig.

Elmar Fischer, Geschäftsführer der Novex AG, betont, dass die Raumgestaltung unsere Arbeits- und Lernweise massgeblich beeinflusst. «Die Verbindung zwischen Bewegung und Lernen oder Arbeiten ist wichtig. Wir alle sitzen zu viel und bewegen uns im Alltag zu wenig. Bewegungsmangel ist ein Gesundheitsrisiko, auch für Kinder. Daher ist die Einbeziehung der Raumgestaltung in den Lernprozess eine innovative Idee».

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Innovatives Mobiliar im Dienste einer avantgardistischen Pädagogik
Zwei Jahre lang testeten verschiedene Klassen die neuen Lernräume, die sie abwechselnd für Gruppenarbeiten, Diskussionen mit der ganzen Klasse, stilles Lernen und bewegte Pausen nutzten. «Wir haben untersucht, wie sich das Lernen, die Konzentration und die Motivation der Kinder sowie die Klassenkultur verändern, wenn dem natürlichen Bewegungsdrang mehr Bedeutung beigemessen wird», erklärt Karin Manz.

Für Raphael Dudli, Lehrer an der Schule in Lichtensteig, stellt das bewegte Lernen einen echten Mehrwert dar. «Es ist eine Ergänzung zum traditionellen Unterricht. Die Netze fördern das körperlich aktive Lernen. Die Schülerinnen und Schüler wählen individuell die für sie passenden Lernorte und organisieren ihren Lernprozess selbstständig.»

Eine mögliche Revolution auch im Bereich des Schulmobiliars? Elmar Fischer erachtet es als entscheidend, sich schon heute mit dieser Entwicklung zu befassen. «Seit 1991 stellen wir Tische, Stühle und Schuleinrichtungen für die ganze Schweiz her. Dieses Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit einer Hochschule durchführen, ermöglicht es uns, neue Ideen zu testen und mit unseren Teams neue Produkte zu entwickeln, die möglicherweise eines Tages auf den Markt gebracht werden.»

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Überzeugte Kinder und ein Aufruf an Interessierte
Das Projekt Netzwelten endete im Juni 2023. Zu Beginn stellten sich grosse Herausforderungen. «Die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern ist für Schweizer Schulen eher neu. Die Beratung durch den Innovationsmentor Beat Dobmann hat uns in der Anfangsphase des Projekts sehr geholfen.» Letztlich sind die Ergebnisse überzeugend. «Die Erfahrungen haben uns gezeigt, dass die Kinder begeistert sind», fügt Karin Manz hinzu, die dem Projekt eine vielversprechende Zukunft voraussagt. «Wir werden nun die Behörden und die Schulen informieren. Wir sind auch auf der Suche nach weiteren Schweizer Schulen, die daran interessiert sind, unser Konzept zu testen». Der Aufruf wird also lanciert.

*Entwurf, Planung und pädagogisch-räumlicher Transfer wurde vom Schulraumentwickler und Architekten Andreas Hammon (Architektur & Entwicklungsräume, Mogelsberg) in Kooperation mit dem Engineering- und Sicherheitsexperten Thomas Ferwagner (MSIng officium, Stuttgart), internationaler Spezialist für begehbare Netze, durchgeführt.

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Letzte Änderung 11.12.2023

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Karin Manz, Professorin für Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsforschung an der FHNW, Mathias Müller, Projektumsetzungspartner der Schule in Lichtensteig und Elmar Fischer, Geschäftsführer der Novex AG.

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