Mit künstlicher Intelligenz weniger Lebensmittel verschwenden

kitro-Innosuisse

In der Küche von Schweizer Restaurants, Hotels und Spitälern landen täglich Tonnen von Lebensmittel im Abfall. Das Schweizer Start-up Kitro hilft den Unternehmen dabei, Foodwaste zu reduzieren. Selbst Golfplätze setzen auf die Waage mit künstlicher Intelligenz.

Kitro wurde 2017 durch Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann gegründet. Sie hatten sich an der Hotelfachschule Lausanne kennengelernt und stiessen sich daran, dass so viel Essen, das eigentlich noch geniessbar ist, im Abfallkübel landet.

Ihre Entwicklung – eine Waage, ausgestattet mit einer Kamera und einer speziellen Software (mehr dazu hier) – erfasst und erkennt die weggeworfenen Essensreste automatisch und klassifiziert sie mit maschinellen Lernalgorithmen. Durch die Analyse der Daten können die Unternehmen zum Beispiel sehen, welche Art von Lebensmittelabfall anfällt oder zu welcher Tageszeit am meisten verschwendet wird.

Individuelle Beratung
Das Start-up stellt seinen Kundinnen und Kunden nicht nur die Geräte und die Daten zur Verfügung, es berät vermehrt auch individuell, was die Unternehmen konkret ändern können. «Wir haben festgestellt, dass es oft nicht reicht, bloss die Daten unserer Messungen zu liefern», sagt Naomi MacKenzie. «Wir helfen unseren Kundinnen und Kunden dabei, Ziele für eine Reduktion von Foodwaste zu setzen und mögliche Anpassungen bei der Planung, in ihren Arbeitsabläufen und bei der Zubereitung zu erkennen. Dafür gehen wir mit ihnen die Auswertungen durch und suchen nach Lösungen, was ein Betrieb ändern kann, um weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen.» Oft sind es kleine Anpassungen, die viel bewirken, wie die folgenden Praxisbeispiele zeigen.

Mit wenigen Änderungen Lebensmittel vor der Abfalltonne retten

  • Kleinere Portionen: Im Restaurant eines Skigebiets blieben pro Teller im Schnitt 20 bis 30 Gramm Pommes Frites liegen. Das Restaurant serviert die Pommes Frites nun in einer etwas kleineren Schale.
  • Umorganisation bei der Selbstbedienung: In der Uni-Mensa wurde der Korb mit dem Gratis-Brot verlegt. Statt wie bisher hinter der Kasse steht der Brotkorb nun vor der Kasse. Diese Anpassung bewirkte, dass sich Studentinnen und Studenten weniger Brot auf ihre Teller laden. Der Brotabfall von den Tellern wurde in der ersten Woche nach dieser kleinen Änderung um 70 Prozent reduziert.
  • Sensibilisierung von Mitarbeitenden: Sobald der Küchenchef nicht da war, wurden in einem Hotelrestaurant viel mehr Lebensmittel verschwendet, als wenn er vor Ort war. Die von Kitro zur Verfügung gestellten Bilder aus der Abfalltonne halfen dem Küchenchef, seine Mitarbeitenden, unabhängig von der gesprochenen Sprache, auf das Problem aufmerksam zu machen und die wichtigsten Problembereiche klar zu kommunizieren. Dadurch gingen die Lebensmittelabfälle deutlich zurück.
  • Menüplanung: Die Optimierung des Menüangebots – zum Beispiel durch eine Einschränkung der Auswahl – wirkt sich in der Regel erheblich auf die Lebensmittelverschwendung aus. Nicht nur das: Viele Gäste begrüssen eine kleinere Auswahl, weil sie sich durch viele Möglichkeiten überfordert fühlen.
  • Kleinere Mengen, öfter nachfüllen: Bei Buffets muss weniger weggeworfen werden, wenn man kleinere Behälter wählt und die Speisen häufiger nachgefüllt werden. Ausserdem kann eine flexible Speisekarte dazu beitragen, dass Speisereste in den Menüs des nächsten Tages wiederverwendet werden können. Das Kitro-Gerät mass zum Beispiel in einem Hotel, dass vom Frühstücksbuffet pro Tag durchschnittlich 500 Gramm Rührei im Abfall landete. Die Küche reduzierte in der Folge die tägliche Produktion um 400 Gramm, um immer noch einen Puffer von 100 Gramm zu haben. Somit wurde die Menge an Rührei, das im Abfall landete, von monatlich 25 kg auf 5 kg reduziert.

Expansion ins Ausland
Inzwischen stehen rund 100 Kitro-Geräte in Hotels, Restaurants, Universitäten, Spitalküchen Skigebieten oder auf Golfplätzen. Die meisten Geräte werden in der Schweiz eingesetzt, es gibt die Kitro-Waagen inzwischen aber auch in Betrieben in Deutschland, Italien, Griechenland und Grossbritannien.

Die Kitro-Geräte kommen auch in einem Dutzend Luxushotels zum Einsatz. Auswertungen zeigen, dass in diesem Segment durch die Kitro-Geräte die Verschwendung von Lebensmittel um fast ein Drittel (28 %) reduziert werden konnte. Insgesamt wurden 4,7 Tonnen Nahrungsmittel weniger weggeworfen.

«Wir werden oft gefragt, weshalb wir Kitro nicht für Privathaushalte anbieten. Aus eigener Erfahrung kennen wir die Gastronomie und Hotellerie sehr gut und möchten uns weiterhin auf dieses Segment konzentrieren», so Naomi MacKenzie. «Zudem finden wir es spannend mitzuerleben, wie Foodtech eine traditionelle Branche dazu bringt, innovativer und ressourceneffizienter zu sein und über das hinauszugehen, was sie in den letzten 100 Jahren getan hat – von den Technologien, die im Restaurant eingesetzt werden, bis hin zu den Speisen, die heutzutage serviert werden. Wir sind stolz darauf, unseren Beitrag für weniger Foodwaste zu leisten, ein sehr wichtiger Teilbereich in der ganzen Versorgungskette.»

Breite Unterstützung durch Innosuisse
Kitro hat schon verschiedene Unterstützung von Innosuisse erhalten: Neben zwei Start-up Training-Modulen konnte das Start-up am Initial Coaching und Core Coaching teilnehmen. Dazu gab es Unterstützung für ein Innovationsprojekt mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW sowie durch das NTN Swiss Alliance for Data-Intensive Services (data+services).

Gerade eben hat Kitro einen Innovationsscheck für ein neues Projekt zusammen mit der Hotelfachschule Lausanne eingelöst – worum es genau geht, will Naomi MacKenzie noch nicht verraten, nur dass es um Upscaling gehe. Daneben sind die beiden Kitro-Gründerinnen immer noch Trainerinnen für das Innosuisse Start-up Training. In naher Zukunft könnten Sie sich auch die Teilnahme am Internationalisierungscamp in San Francisco vorstellen – um durch dieses Innosuisse-Angebot den amerikanischen Markt vor Ort zu erkunden.

Letzte Änderung 23.08.2022

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Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann, Co-Gründerinnen von Kitro.

https://www.innosuisse.ch/content/inno/de/home/erfolgsgeschichten/Projektbeispiele/start-up/kitro.html