Paola-Ghillani-Innosuisse

Wie unterstützt man Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen? Paola Ghillani weiss Rat. Die Freiburgerin ist Unternehmerin, Mitglied im Verwaltungsrat mehrerer Unternehmen und von Innosuisse akkreditierte Coachende. Ihre Firma, Paola Ghillani & Friends AG, begleitet Unternehmungen in deren Bestreben, ihr bestehendes Geschäftsmodell den Bedürfnissen einer nachhaltigen Wirtschaft anzupassen. Sie war viele Jahre lang in der Wirtschaft tätig. Diese Erfahrung gibt sie heute im Rahmen ihrer Coaching-Aktivität für Start-ups bei Innosuisse weiter. Ein Gespräch.

Paola Ghillani, warum gibt es in der Schweiz immer noch so wenig Gründerinnen?

Für Frauen ist es nach wie vor schwierig, als Unternehmerin zu bestehen. Start-up-Gründerinnen müssen sich im Umgang mit den meist männlichen Experten und Investoren, die oft viel älter sind als sie selbst, leider immer noch häufig Kommentare zu ihrem Äusseren anhören oder sich rechtfertigen wegen einer leiseren Stimme oder einer anderen Art und Weise, Probleme anzupacken und Lösungen zu finden. AgroSustain-Gründerin Olga Dubey brachte es in einem Interview kürzlich auf den Punkt: «Als Frau musst Du wie ein Mann ticken». Dazu kommt, dass Frauen sich grundsätzlich eher weniger zutrauen und meist empfindlicher sind als Männer. Die Gründung eines Start-ups ist emotional sehr anstrengend. Da hilft es beispielsweise nicht, wenn ein Investor zu einer Start-up-Gründerin sagt, sie sei für die eigene Firma nicht die richtige CEO. Einem Mann tut so etwas vielleicht weniger weh. Für manche Frauen hingegen geht die Welt unter.

Neben mehr weiblichem Selbstbewusstsein braucht es also einfühlsamere Experten und mehr Expertinnen?

Frauen brauchen Verständnis, aber auch Vorbilder – andere Frauen, die ihnen das Unternehmertum vorleben. Als junge Frau war ich gegen Quoten in Verwaltungsräten und im Topmanagement, doch nach 30 Jahren in der Wirtschaftswelt glaube ich, dass sich ohne Quoten nie etwas ändern wird. Es braucht aber auch ein Umdenken bei der Unterstützung von Innovationen. Das hat Innosuisse mit der Einführung des übergeordneten Förderthemas «Social Sciences & Business Management» erkannt. Denn Frauen fokussieren stärker als Männer auf soziale und gesellschaftliche Innovationen und Lösungen, gerade auch im Bereich Nachhaltigkeit, der ein enormes wirtschaftliches Potenzial hat und mehr Aufmerksamkeit verdient. Statt ein Start-up allein an der Wirtschaftlichkeit zu messen, ist es auch wichtig, nach dem Sinn beziehungweise der sozialen und ökologischen Bedeutung zu urteilen. Das Problem betrifft aber nicht nur Frauen. Auch Männer, die sich mehr am Sinn als an Hightech orientieren, müssen bei Pitches besonders negative Kommentare hören. Ich finde das mit Blick auf die aktuelle Klimabewegung nicht mehr zeitgemäss.

Wie stärken Sie das Selbstbewusstsein der Frauen, die Sie coachen?

Ich spreche häufig von meinen Erfahrungen. Ich hatte am Anfang meiner Karriere auch weniger Selbstbewusstsein als meine Kollegen. In verschiedenen Gremien war ich die einzige Frau und musste viel mehr beweisen, um das Vertrauen von Investoren zu gewinnen. Man muss sich sein Auftreten als Unternehmerin antrainieren: zielstrebig vorgehen, Resultate einbringen, sich positionieren und ganz bewusst und klar kommunizieren. Das ist sehr wichtig. Selbstvertrauen kann man, gleich wie im Spitzensport, durch Training, Meditation, Atmungsübungen und Coaching aufbauen.  

Letzte Änderung 28.01.2022

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