Wir haben 2016 unser Unternehmen zu dritt gegründet. Meine Mitgründer habe ich in den USA an einer CybersecurityKonferenz kennengelernt. Vorher habe ich zwölf Jahre in der IT-Branche gearbeitet und fand es schwierig, dass das Thema IT-Sicherheit in der digitalen Welt so stiefmütterlich behandelt wird, dass Produkte statisch sind und überhaupt nicht auf die Bedürfnisse der Endnutzer ausgerichtet sind.
Im Alltag ist es für mich normal geworden, dass ich in Projekten und bei Kunden die einzige Frau bin. Problematischer sind für mich diekulturellen Unterschiede: Manche Leute, die wir in IT-Sicherheitsbelangen beraten, haben ein veraltetes Wissen und werden schnell defensiv. Es ist ein kulturelles Problem, wenn man Veränderungen nicht als Chance sieht, sondern als Gefahr.
Es wäre grossartig, wenn es in meiner Branche mehr Frauen gäbe, allgemein mehr Diversität und vielseitigere Laufbahnen und Geschichten. Das würde neue Rollenbilder schaffen und Berufseinsteigerinnen die Angst nehmen.
In der Schweiz ist das Unternehmertum grundsätzlich wenig verankert. Viele glauben immer noch, wer ein Start-up gründet, ist ein junger Mann mit Hoodie, der oft am Töggelikasten steht. Dabei ist es bei uns eher eine Person, die in einer Bank gearbeitet hat und ein erkanntes Problem lösen will. Ein Start-up zu gründen, ist kein Lifestyle, sondern harte Arbeit. Es müssten mehr ehrliche Geschichten rausgetragen werden. Dazu gehört auch das Scheitern einer Idee oder einer Firma. Und man muss sich als Unternehmende bewusst sein: Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Das Thema oder Problem, das man bearbeitet, muss einen Jahre interessieren.