In Sachen Innovationen ist Foodtech heute in der Schweiz ein Trend, an dem keiner mehr vorbeikommt. Von der Robotik über Biochemie bis hin zu Blockchain: Unternehmen und Start-ups im Lebensmittelbereich setzen auf Forschung und neue Technologien, um Verbrauchern neue Ernährungsmöglichkeiten zu eröffnen, landwirtschaftliche Produktivität zu steigern, die Verschwendung zu reduzieren oder den heutigen Nachhaltigkeitswerten besser gerecht zu werden.

Jedes Jahr werden laut der Initiative Swiss Food & Nutrition Valley in unserem Land nicht weniger als 2,6 Milliarden Franken in die Lebensmittelinnovation investiert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Schweiz bei vielen Trends in diesem Sektor eine Vorreiterrolle einnimmt. Im Zuge dessen wurde die Agritech in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. So werden Drohnen, automatisierte Bewässerung und Software zur Vorhersage von Krankheiten eingesetzt, um den Verbrauch von Ressourcen auf ein Minimum zu reduzieren, Ernteerträge zu steigern und Krankheiten zu bekämpfen. Im Bereich der Lebensmittelwissenschaft werden neue Inhaltsstoffe und Produkte entwickelt. Dank alternativer Proteine kann zum Beispiel Fleisch auf nachhaltige und ethische Weise im Labor gezüchtet werden. Parallel dazu wird Blockchain zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit von Lebensmittelzutaten in der Lieferkette eingesetzt. Noch in der Entwicklung befinden sich weitere Lösungen hinsichtlich Catering-Dienste, Essenslieferungen oder Lebensmittelverschwendung, mit deren Hilfe ein Restaurantbetrieb besser organisiert, neue Bestellmethoden entwickelt oder der Abfall auf industrieller Ebene reduziert werden soll.
Innosuisse setzt sich für die Förderung innovativer Projekte im Bereich Foodtech ein und möchte Partner aus Industrie und Forschung zum Nachdenken und Handeln anregen. Seit letztem Jahr unterstützt sie das Förderprogramm Innovation Booster Swiss Food Ecosystems, das neue Wege zur Erforschung aktueller Herausforderungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft und zur Entwicklung radikal neuer Lösungen in interdisziplinären Teams eröffnen soll. Ergänzt wird dieser Ansatz durch andere Programme wie Networking Event Series Business In Sustainable Foodtech und Swiss Food Research, die den mit der Thematik befassten Akteuren einen Rahmen geben, um sich zu treffen und auszutauschen. Gleichzeitig unterstützt Innosuisse zahlreiche Innovationsprojekte und fördert Start-ups aus dem Bereich Foodtech. Für die Direktorin Annalise Eggimann ist es von entscheidender Bedeutung, in einem Bereich, der uns alle betrifft, innovativ zu sein. «Wir müssen uns der Auswirkungen unseres Konsumverhaltens bewusst werden. Eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion ist heute sowohl in der Schweiz als auch weltweit ein wichtiges Anliegen. Neue Technologien bieten KMU und Start-ups die Möglichkeit, innovative Lösungen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sich positiv auf das Ökosystem der Agrar- und Ernährungswirtschaft auswirken».
Nicht abschliessende Übersicht von Unternehmen, die von Innosuisse im Rahmen von Innovationsprojekten oder Coaching unterstützt werden:
- Embion Technologies entwickelt neue Bioaktivstoffe, die die Landwirtschaft ohne Einsatz von Antibiotika erleichtern sollen.
- Fenaco entwickelt in Zusammenarbeit mit Sunrise, der Ostschweizer Fachhochschule (OST) und Agroscope ein automatisiertes System zur Bekämpfung von Wiesenknöterich.
- IP-Suisse möchte in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der Berner Fachhochschule (BFH) ein klimafreundlicheres und antibiotikaarmes Produktionssystem für Wiesenmilch entwickeln.
- JDC Electronic entwickelt in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik des Kantons Waadt und Agroscope ein neues Beratungssystem für Obstbauern, das die Qualität und Vorhersage der Ernte verbessern und den Wasserverbrauch senken soll.
- Vivent SA entwickelt in Zusammenarbeit mit Agroscope und den Ingenieurhochschulen der Kantone Waadt und Freiburg eine Methode zur Überwachung von Kulturen. Die Biosignale der Pflanzen werden erfasst und mithilfe künstlicher Intelligenz interpretiert, um den Stress der Nutzpflanzen beobachten zu können.
- Voltiris produziert Solarmodule, mit denen Landwirte Strom erzeugen können, ohne dass es sich nicht negativ auf Ertrag der unter den Modulen angebauten Gewächshauspflanzen auswirkt.
- Alver produziert Superfoods auf Basis von Golden Chlorella, einer Mikroalge reich an Proteinen, Mineralien und Vitaminen.
- Crookit produziert Pommes frites und Sossen aus Kochbananen für Vegetarier, Veganer und Menschen mit Glutenunverträglichkeit.
- Cuckoo entwickelt in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule (BFH) ein Eis auf Pflanzenbasis, das für neue Geschmackerlebnisse sorgt.
- Cultivated Biosciences versorgt Hersteller von Käse auf Pflanzenbasis mit fermentiertem Milcheiweiss.
- EggField ist auf die Entwicklung von auf pflanzlicher Basis hergestellten Ei-Ersatzstoffen spezialisiert.
- Emmentaler forscht in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg und Agroscope insbesondere an der Verbesserung der sensorischen Eigenschaften des Emmentalers.
- Emmi entwickelt in Zusammenarbeit mit der HES-SO VS einen pflanzenbasierten Halbhartkäse mit hohem Proteingehalt.
- Koa Switzerland arbeitet zusammen mit Lindt & Sprüngli und der Zürcher Fachhochschule (ZHAW) an der Herstellung einer Schokolade zu 100 % aus Kakaobohnen und Kakaomasse, wobei beide Zutaten aus der gleichen Frucht gewonnen werden. Lebensmittel möchte das Unternehmen den Genussmittelmarkt verändern.
- Micropow entwickelt einen pulverförmigen Inhaltsstoff zur Verwendung in Lebensmitteln, der Aromen und Geschmacksstoffe stabilisieren und verstärken soll. Gleichzeitig soll sich damit Instantschaum in Produkten wie Kaffee herstellen lassen.
- Nectariss vermarktet natürliche Trüffelaromen. Durch die Entwicklung neuer natürlicher Aromen und nachhaltiger
- New Roots hat zusammen mit der Berner Fachhochschule (BFH) und Agroscope zum Ziel gesetzt, neue vegane Käsesorten mit verbesserter Struktur, Konsistenz und Eigenschaften zu entwickeln.
- Planted produziert Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis. In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) will das Unternehmen die Qualität seiner Produkte verbessern.
- Schenk entwickelt in Zusammenarbeit mit Seduna STC und der Hochschule für Weinbau in Changins eine Technologie zur Verbesserung der kolloidalen Stabilität von Wein.
- Schöni Swissfresh möchte in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule (BFH) und Agroscope die Fermentierung von Gemüse verbessern, um deren Vitamin-B-Gehalt zu erhöhen und so den verzehrten Produkten einen höheren Nährwert zu verleihen. Die Forschung befasst sich mit Sauerkraut.
- Vitarbo entwickelt in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule (BFH) und Agroscope ein Verfahren zur Extraktion und Veredelung von Moringa-Blättern zu Proteinpulvern, die als Nahrungsmittel verwendet werden.
- Yumame Foods entwickelt Lebensmittelprodukte auf Grundlage von Pilzen und Fermentierung.
- Die Interprofession Tête de Moine entwickelt in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, Agroscope und Fromarte ein Authentifizierungssystem zur Verbesserung der Transparenz und des Vertrauens entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Produkte mit der geschützten Ursprungsbezeichnung Tête de Moine.
- SwissDeCode ist auf schnelle Lebensmitteltests und -zertifizierungen spezialisiert, um Landwirten und Lebensmittelherstellern bei ihren Bemühungen um Rückverfolgbarkeit und der Identifizierung von nicht deklarierten Inhaltsstoffen und Verunreinigungen zu helfen.
- Foodetective vereint auf einer einzigen digitalen Plattform alle Online-Dienste, die Gastronomen benötigen.
- Mikafi entwickelt zusammen mit der Zürcher Fachhochschule (ZHAW) ein Computerprogramm, mit dem Konsumenten in Gastronomiebetrieben die nach ihrem Geschmack beste Röstung der Kaffeebohne auswählen können.
- Nexenic entwickelt eine intelligente, tragbare und leichte Lunchbox mit dem Namen 'steasy', mit der an jedem Ort und zu jeder Zeit eine Mahlzeit erwärmt werden kann.
- LAPP Tec entwickelt heimkompostierbare Kaffeekapseln mit personalisierbarem Design für Kaffee aus lokalen Röstereien. Der Service und die Produktion wird in Verbindung mit einer algorithmischen Produktionsplanung zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt.
- Agrosustain entwickelt eine zu 100 % natürliche Lösung, mit deren Hilfe Früchte, wie Erdbeeren, Birnen oder Bananen, langsamer verderben.
- Kitro entwickelt ein System, um zu berechnen, was Restaurants wegwerfen, aus welchem Grund sie das tun und was es sie kostet, damit sie ihren Verbrauch verbessern können.
Foodtech und Innosuisse

Planted stellt seit 2019 Pflanzenfleisch aus Erbsenprotein her. Die Produkte des Zürcher Unternehmens werden in der ganzen Schweiz verkauft. Um noch mehr Fleischesser davon zu überzeugen, den Sprung ins «fleischlose» Leben zu wagen, hat sich Planted mit der ZHAW zusammengetan, um appetitanregendere Produkte zu entwickeln.

In der Küche von Schweizer Restaurants, Hotels und Spitälern landen täglich Tonnen von Lebensmittel im Abfall. Das Schweizer Start-up Kitro hilft den Unternehmen dabei, Foodwaste zu reduzieren.

Interview mit Peter Braun, Agrar- und Lebensmittelingenieur
Lebensmittel mithilfe der Technologie nachhaltiger produzieren. So sollte die Zukunft unserer Ernährung aussehen, meint Peter Braun, Manager des Innovation Booster Swiss Food Ecosystems. Im Bereich Foodtech könnte die Schweiz mehr machen. Interview lesen.

Schweizer Foodtech begeistert in Paris
Schweizer Start-ups aus dem Bereich Foodtech hatten Mitte Juni die Möglichkeit, sich in Paris einem internationalen Publikum zu präsentieren. Insbesondere dank Innosuisse und deren Programm zur Förderung der Teilnahme an internationalen Messen konnten mehrere junge Unternehmen an der Viva Technology teilnehmen.

Innovation Booster sind vierjährige Initiativen, die mittels Open Innovation den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Themas unterstützen. Mit Methoden des Design Thinking helfen die NTN Innovation Booster den Teilnehmer*innen dabei, Probleme gemeinsam zu identifizieren und zu erforschen und in interdisziplinären Teams radikal neue Lösungen zu entwickeln.

Das Ziel der Networking Event Series ist es, Personen aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft und entlang der ganzen Wertschöpfungskette zu einem Themenschwerpunkt zusammenzubringen. Am Event selber soll vor allem Wissenstransfer und Networking stattfinden, gegebenenfalls auch Ideengeneration zu einer gemeinsamen Problemstellung.
Letzte Änderung 12.08.2022